Mitteilungen 04/2016, Seite 136, Nr. 76
Tourismus in Deutschland – Potenziale ländlicher Räume stärker nutzen
In einem Bericht hat die Deutsche Zentrale für Tourismus dem Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages den Erfolg und die Stärken des Tourismusstandortes Deutschland erläutert und einen Ausblick für das kommende Jahr gegeben. Eine wichtige Herausforderung ist demnach, ausländischen und besonders europäischen Touristen zu vermitteln, dass Deutschland trotz der Berichterstattung über Terror und Terroranschläge sowie der Flüchtlingskrise ein sicheres Reiseland ist.
Tourismus in Deutschland ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Erneut ist die Zahl der Übernachtungen in Deutschland 2015 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, und zwar um 6 Prozent. Damit ist der Tourismus um eineinhalb Prozentpunkte stärker als im weltweiten Durchschnitt gestiegen. In Europa ist Deutschland nach Spanien das beliebteste Reiseland.
Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) hat die entsprechenden Zahlen erhoben und gegenüber dem Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags berichtet. Allerdings hat die DZT auch festgestellt, dass sich die Nachfrage nach Übernachtungen im letzten Quartal 2015 spürbar verlangsamt hat. Die registrierten Anfragen von Verbrauchern und Reiseveranstaltern betrafen in erster Linie Sorgen über die Gefahr von Terroranschlägen und die Flüchtlingskrise. Aus diesen Gründen rechnet die DZT im kommenden Jahr maximal mit einem Zuwachs um 3 Prozent, also eine Halbierung des Zuwachses gegenüber dem letzten Jahr.
Interessant ist die Analyse der Reisemotive besonders ausländischer Besucher. 39 Prozent nannten als Reisemotiv den Wunsch, Sehenswürdigkeiten wie Burgen und Schlösser kennenzulernen, weitere 37 Prozent nannten Naturschönheiten des Landes als Reisemotiv. Für 2016 ist daher das Hauptthema der Vermarktung der Destination Deutschland „Faszination Natururlaub in Deutschland“. Damit werden die 16 Nationalparks, 15 Biosphärenreservate und 100 Naturparks noch stärker in die touristische Wertschöpfung eingebunden. Ein Großteil der entsprechenden Schutzgebiete liegt in ländlichen Räumen. Ländliche Räume, touristisch definiert als Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern, seien an der Gesamtzahl der Übernachtungen mit 22 Prozent beteiligt, so die Vorstandsvorsitzende der DZT, Petra Hedorfer. Besonders europäische Gäste schätzen den ländlichen Raum Deutschlands. Hier sei ein besonderer Schwerpunkt im Markt für Wanderurlaube festzustellen.
Einschätzung
Der Bericht der Vorstandesvorsitzenden der DZT Petra Hedorfer an den Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages zeigt, welches Potenzial Tourismus für ländliche Räume bietet und umgekehrt, welches Potenzial ländliche Räume für die Weiterentwicklung des Tourismus bieten. Vor diesem Hintergrund sind Initiativen, wie das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanzierte Projekt „Die Destination als Bühne: Wie macht Kulturtourismus ländliche Räume erfolgreich?“ zu begrüßen.
Ein weiteres Instrument zur Stärkung der Politik für nachhaltige Destinationen ist das Europäische Tourismusindikatorensystem für nachhaltige Destinationen. Eine Darstellung mit dem Indikatorensystem und Hinweisen zur Anwendung kann in deutscher Sprache von der Internetseite der EU Kommission heruntergeladen werden: http://bookshop.europa.eu/en/the-european-tourism-indicator-system-pbNB3213182/
Um das touristische Potenzial ländlicher Räume zu heben, müssen aus Sicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes nicht nur Naturparks und Übernachtungseinrichtungen vorhanden sein, sondern ländliche Räume müssen sowohl tatsächlich mit öffentlichen Fern- und Nahverkehrsmitteln erschlossen sein, als auch über Breitbandinternetverbindungen verfügen. Die flächen-deckende Verfügbarkeit von Breitbandinternetverbindungen ist nicht lediglich eine Frage der Daseinsvorsorge, sondern auch ganz praktisch eine Frage der wirtschaftlichen Chancengleichheit gegenüber anderen touristischen Regionen im In- und Ausland.
(Quelle: DStGB Aktuell 0616)